Bei Menschen ohne Therapieerfahrung wird häufig erwartet, nach einem (teil-)stationärem Aufenthalt geheilt entlassen zu werden.
Sowohl von Angehörigen als auch von Betroffenen.
Doch die Traumatherapie ist ein Weg der kleinen Schritte. Es beginnt mit dem Verständnis für die Krankheit sowie der Stabilisierung. Also einem besseren Umgang mit den Symptomen.
Viele wollen direkt zu den schwierigen Themen, es soll ja schnell vorangehen.
Doch in der Therapie, unabhängig von der Krankheit, geht es häufig langsam vorwärts. Ich finde es wichtig die kleinen Erfolge auch anzuerkennen, zu sehen.
Aus meiner langen Erfahrung kann ich sagen, dass es wichtig ist, sich darauf einzulassen. Manchmal braucht es etwas Zeit, um den Nutzen oder Sinn einer Vorgehensweise zu erkennen. Übungen und Techniken brauchen Wiederholung, damit sie gefestigt werden.
Das jetzige Verhalten wurde mitunter jahrelang „trainiert“, da braucht es auch die Geduld und Zeit, um es zu verändern.
Therapie ist immer die Konfrontation mit etwas Unangenehmen, dem man vorher vielleicht auch lange ausgewichen ist. Ich meine nicht mal das traumatische Erlebnis als solches, sondern Gefühle und Verhaltensweisen die daraus resultieren. Und sich dem zu stellen, kann schon hilfreich und anstrengend genug sein. Ich weiß, dass es schwer ist dies zu erkennen. Besteht der Wunsch doch darin, möglichst schnell gesund zu sein. Doch halte ich es für wichtig, den Weg im eigenen Tempo gehen zu können. Egal wie lange es dauert, es ist ein Weg der sich lohnt und das Leben bereichern kann. (Kleine) Etappensiege geben Hoffnung, langsam die Macht über das eigene Leben zurück.
Mit gestärkter Selbstwirksamkeit, neuer Zuversicht, kann der Bewegungsraum langsam erweitert werden. Nicht mehr alles hinnehmen, sich für die eigenen Rechte einsetzen, vielleicht auch alte Hobbys wieder aufnehmen. Das Leben Schritt für Schritt wieder in die eigene Hand nehmen, selbstbestimmt gestalten. Alleine das kann schon viel Lebensqualität zurück geben.
Klar, die Grunderkrankung bleibt bestehen, es gibt immer ein davor und danach. Entscheidend ist doch, wie das danach aussieht.
Auch, wenn dieser Text hauptsächlich auf Traumata bezogen ist, gilt er für viele psychische Erkrankungen.