Ich verfasse hiermit eine kurze Geschichte mit Hilfe von Christian Dorn. Sie besteht aus Erinnerungen an meine verstorbene Frau Gabriele. Das Lied “One Is The Loneliest Number” mochte sie sehr. Daher der Titel.
Mit 72 Jahren schaue ich auf ein bewegtes Leben zurück. Da war der Kalte Krieg. Da war der Vietnam-Krieg. Und die Demos. Da war mein Studium. Da war die Geburt meiner Tochter. Doch eine Sache ist mir ganz besonders in Erinnerung geblieben. Meine erste Frau Gabriele.
Diese war krank. So krank, dass die Ärzte ihr nicht mehr helfen konnten. Wir wussten, dass sie sterben wird. Und ich tat alles mir Mögliche, um die übrige Zeit mit ihr zu genießen. Ich versuchte die Zeit schön zu gestalten. Wir saßen tagelang am See und unterhielten uns über tausend kleine und große Dinge.
Eines Tages fand ich sie nicht, und machte mir große Sorgen. Nach langer Suche fand ich sie im dunklen Keller auf den Stufen sitzen, wohl auf. Ich fragte sie, was sie da macht. Ihre Antwort war: “Die Dunkelheit ist ein Teil von mir. Ich will sie kosten.”
Wir taten viel, um uns auf das Ableben vorzubereiten. Und am Ende waren wir Beide ganz ruhig; wie tiefes schwarzes Wasser. Und harrten der Dinge, die da kommen…
Es war der 8. November 1989, als sie mich mitten in tiefer Nacht wachrüttelte. Sie saß aufrecht im Bett und deutete in eine Ecke. Sie sagte: “Mach das Licht an.” Und dann: “Siehst du, mein Vater ist da um mich abzuholen.”
Ich machte das Licht an und schaute in die Richtung, in die sie deutete. Ich sah nichts. Sie jedoch behaarte darauf; sagte immer wieder: “… sieh doch hin! Mein Vater ist da. Und da sind auch noch Andere!”
“Siehst du sie nicht?”, fragte sie mich entsetzt.
Ich sah nichts und niemanden und ihr Vater war zu diesen Zeitpunkt schon tot. Nach einer Weile legte sie sich wieder hin und begann tief und fest zu schlafen. Mir ließ das alles keine Ruhe.
Am darauf folgendem Tag brach meine Frau im Badezimmer zusammen. Ich rief den Notarzt uns sie verstarb kurz darauf im Krankenhaus.
Das war vor 30 Jahren. Ich lebte mein Leben. Doch vor kurzem hatte ich einen Traum. Es war tief in der Nacht. Ein sternenklarer Himmel und darunter ein gigantischer See. Ganz ruhig, sehr tief und absolut dunkel. Als ich darin ganz alleine schwamm, entspannten sich alle meine Muskeln. Es war himmlisch. Alle Sorgen, Ängste und Nöte fielen von mir ab. Und ich fragte mich, was wohl unter der Oberfläche ist. Ich war neugierig. Dachte darüber nach zu tauchen. Doch traute ich mich nicht. Da hörte ich Gabis Stimme flüstern. Ich wachte auf und ich spürte, dass sie da war.
Eins ist die einsamste Zahl. Seit du fort bist…