Bei Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung kommt es oft zu impulsivem und riskantem Verhalten, was auch sexuelles Verhalten umfassen kann. Was auch mich zum Teil betrifft. Es gab Zeiten da war mir egal ob ich in eine festen Beziehung bin oder nicht. Wenn ich getriggert war, machte ich sexuelle Ausreißer und ging fremd. Niemals durchdacht, immer impulsiv, und darum hielten meine Beziehungen auch niemals. Schon in der Schule war das so, da bekam ich auch schnell einen Ruf als leichtes Mädchen. Peinlich war mir das nicht, es ist ja an sich auch nicht schlimm, sich sexuell auf verschiedene Weisen auszuprobieren. Ich wünschte nur, ich hätte eine Beziehung besser halten können, und hätte nicht immer mit den Männern gespielt. Weil es waren auch welche dabei die was wirklich ernstes von mir wollten. Und die sind es auch die mir besonders leid tun. Da waren die dramatischen Szenen, in denen ich als Monster dargestellt war, weil ich einfach nicht treu sein konnte.
Und dann kam die Selbstverletzung an den Armen hinzu die ich immer verheimlichte. Und weil das auch immer heftiger wurde, konnte ich dann in den späteren Schuljahren einfach nichts Kurzärmliges mehr tragen. Mir ging es im Spätsommer 2008 sehr schlecht und ich hatte einen Verdacht. Aus diesem Grund bin ich von mir aus zu einer 14-tägigen Diagnostik-Phase in eine Klinik gegangen. An diesem Ort erhielt ich die Diagnose Borderline und mir wurde empfohlen, eine ambulante Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) in Verbindung mit einem Skills-Training durchzuführen. Ich war damals nicht schockiert, sondern dankbar, dass ich endlich die richtige Richtung gefunden hatte. Ich weiß, dass das Bild von Borderline noch immer stark stigmatisiert ist. Mein Umfeld hatte schon jahrelang meine Probleme mitbekommen und ich denke es war keine große Überraschung. Allerdings habe ich es auch nicht an die große Glocke gehängt und nur mit sehr persönlichen Kontakten geteilt.
Am meisten hat mir geholfen, zu lernen achtsam und – ganz besonders in den letzten Jahren – mitfühlend mit mir umzugehen. Zu verstehen, dass meine Seele für die schlimmen Gefühle keinen anderen Ausdruck finden konnte, als in zahlreichen selbstschädigenden Bewältigungsstrategien. Alles nur, um die Gefühle nicht fühlen zu müssen. Es wurde einfacher, als ich anfing, mich selbst besser kennenzulernen und meine Gefühle zu akzeptieren. Ich habe erkannt, dass es keinen Weg gibt, die Angst zu ignorieren. Mitten durch sie führt der Weg hinaus. Damit habe ich die Störung erfolgreich bewältigt. Ich berichte über meine Erfahrungen und hoffe, damit anderen Betroffenen und Angehörigen Mut zu machen. Es war eine herausfordernde und schwierige Reise, aber ich bin daran gewachsen.