Wenn ich schreibe muss das richtige Gefühl da sein. Wenn ich was schreibe, ohne es zu fühlen, ist immer scheiße. Ich schreibe hier, was ich schreiben möchte, und so wie ich es fühle. Ich schreibe es gleich heute mache ich keine scheiße mehr. Damals war das anders. Es war nämlich im Knast der hat mich nicht zum Guten verändert. Was mich verändert hat ist eine bestimmte Person. Aber fangen wir von vorne an. Mein Vater hat mich sehr streng erzogen. Streng ist untertrieben. Bei seinen Schlägen bin ich drei Meter gegen die Wand geflogen. Ich war nicht artig. In der Schule wurde ich von anderen geärgert, auch die Lehrer haben dabei mitgemacht, weil ich eine Lernschwäche hatte. Da waren immer auch Vögel die meinten mich nach der Schule bewerfen oder beleidigen zu müssen. Dann kam die Zeit wo ich so in die Ecke gedrückt war, dass ich einfach zu schlug.
Prügel waren ja auch das was ich von Zuhause kannte. Und bei Gott ich will nicht sagen, dass es gut war. Will nicht sagen so macht man sich cool. So läuft das halt ab, fressen oder gefressen werden in Köln City, wo ich groß geworden bin. Und weil die Mitschüler mich zusammengeschlagen haben, und ich mich ein bisschen gewehrt habe, und ich keine Freunde hatte, kam ich vors Jugendgericht und die Zeitung schrieb über mich. Ich hatte einem Mitschüler angeblich Zähne ausgeschlagen. Und sein Geld gestohlen. So wurden dann auch die falschen Leuten auf mich aufmerksam. Also eine kriminelle Gang kam auf mich zu, und lud mich zu sich ein, wegen meinem schlechten Ruf. Und die Idee, Geld auf der Straße zu verdienen, war dann keine fixe Idee mehr. Die Leute reden gerne über kriminelle Ausländer und suchen da die Schuld. Stimmt nicht immer, Deutsche sind ganz oben mit dabei, wenn es um Kriminalität geht. Das wird blutig, wenn man denen kein Respekt zeigt, gibt es Tote und Verletzte. Weil die auch starke Rücken von den Strassenbanden haben. Die Zusammenarbeit mit den arabischen Clans ist mal mehr mal weniger gegeben. Die Polizei darf man auch nicht unterschätzen die haben schon ordentlich Druck unter dem Kessel. Ich wollt erst nicht in einer Gang sein. Doch ich lernte die Menschen dort kennen, und ich sage ehrlich, den einen oder anderen mochte ich sogar. Und so kam es doch dazu. Den Namen der Gang lasse ich hier bewusst weg. Raub und Drogen gehören zu ihren Spezialgebiet. Ich begann mit 15 Drogen zu verkaufen. Ich konsumierte sie selbst.
Als die Polizei mich festnahm war der Stress Zuhause nicht mehr auszuhalten. Danach war das Jugendamt zuständig für mich. Und ich kam ins Betreute Wohnen wo ich keine scheiße bauen durfte. Es nahm auch ein guten Weg. Ich kam runter von den Drogen. Von 17 bis 20 war eine Zeit wo ich mich aus allem heraushielt. Ich machte Kampfsport, der Meister hat viel Zeit in mich gesteckt und war der Erste, der an das Gute in mir geglaubt hat. Doch als er Deutschland für viele Jahre verlies, geriet ich wieder in die alte Gang und wieder an die Drogen. Doch vielleicht wäre das auch so oder so passiert, weil ich fand keine Ausbildung wegen meinem fehlendem Schulzeugnis. Zurück in der Gang war es als sei ich niemals weg gewesen. Und auch Kokain, Speed und Gras waren wieder Bestandteil meines Lebens.
Wobei ich da aber auch immer Tage Pause machte, um nicht komplett in Kontrollverlust zu verfallen. Da war einmal ein Mädchen, Jasmin, die kannte unsere Gang aus der Disco. Die wollte Stripperin werden. War aber sehr unsicher. Mein Kollege fragte sie, ob sie bereit wäre sich zu prostituieren. Jasmin wollte Bedenkzeit, und ich brachte sie dann nach Haus, wissend, dass sie in höchster Gefahr ist. Und wie soll ich sagen.. die Sache machte mich wirklich betroffen. Man sagt wahre Schönheit kommt von innen. Und wenn es darum geht ist sie sehr hübsch. Sie hat so schöne Augen. Und ich kam mir vor wie ein Stück scheiße. Doch niemand durfte meine Gefühle sehen. Man braucht einen klaren Schutzschild um sich. Sie hat in mir was bewegt. Eine Beziehung mit ihr einzugehen, wäre für sie auch gefährlich gewesen. Und ich wollte auch Niemanden mit echten Gefühlen an mich ran lassen. So sagte ich zu ihr: „Pass auf, komm nicht wieder nach Köln. Und lass das alles im Großen und Ganzen sein.“ Sie hörte auch darauf. Wir hatten gelegentlich Kontakt. Sie ist eine Wochenend- kifferin. Darum habe ich sie getroffen. Nichts weiter, erstmal…
Dann habe ich meinem Kollegen ausgeredet sie zur Prostitution zu nötigen. Hab gesagt sie sei echt hässlich und würde sicher keinen Cent verdienen. Dann habe ich seine Aufmerksamkeit auf ein anderes Geschäft gelenkt. Und so ging die Idee Jasmin zur Prostitution zu nötigen unter. Die Gang Mitglieder sollten an sich alle eine faire Vergütung bekommen. Hatte einer mehr verdient, oder ein hübsches Mädchen, kam es zum Neid. Viel gönnten wir uns untereinander nicht. An sich ein Pulverfass was immer zu detonierten droht. Wenn unser Gang Ärger mit anderen Gangs hatte war das gut. Weil so gab es Zusammenhat von Leuten die sich sonst gegenseitig aufgefressen hätten. Also nahmen wir die andre Dealer hops. Das lief so ab: Einer oder zwei von uns schleusten sich in die gegnerische Gang ein.
Gaben sich als zahlungskräftige Neukunden aus. Solche Operationen können Wochen brauchen. Bis wir herausfanden wo die Chefs der gegnerischen Gang ihre Drogen deponierten und wie viel sie lagerten. Nun musste noch der richtige Zeitpunkt abgewartet werden. Und das Kommando legte los. 10 Leute von uns stürmten dann die Wohnung, nahmen sich die Anwesenden vor, und erbeuteten den Stoff. ich selbst war zwei mal bei einer solchen Operation dabei. Die Gegner spionierten ebenfalls, das spionieren übernahmen auch Mädels. Also man muss seine Augen und Ohren überall haben. Es kam zum Gegenschlag. Zwei Leuten von uns wurde aufgelauert und die wurden so heftig zusammengeschlagen, dass sie über Wochen ins Krankenhaus mussten. Ich hingegen ging ins Gefängnis. Ich habe jemanden überfallen und die Überwachungskamera übersehen. Die Polizei hat mich dann auf der Straße aufgegriffen, und weil Ich als bewaffnet und gefährlich galt, landete ich gleich mit meiner Fresse unsanft auf dem Asphalt.
Und eine Freilassung war danach in weiter Ferne, es war aber ein offener Vollzug. In Gefängnis traf ich auch auf Komplizen. Dort gingen Auseinandersetzungen weiter. Es geht viel darum wer den Drogen Markt im Knast beherrscht. Und ich mischte da mit, leider. Nach meine Entlassung wollte ich raus aus der Scheiße, aber das ist leicht gesagt, wenn du die Drogen brauchst. Und keine Chance auf Arbeit hast. Man ist gefangen, gefangen in der Kriminalität und das ist schlimmer als der Knast. Also machte ich weiter mit Drogen verkaufen. Nur noch um meinen eigenen Konsum zu finanzieren. Ich versuchte mich von der Gang zu distanzieren. Und ab dann wurde es sehr kritisch, weil es einen V-mann in der Führungsriege meiner Gang gegeben haben muss. Und wir wissen bis heute nicht wer es war.
Doch ich stand auch unter verdacht der V-Mann zu sein. Die Polizei wusste auf einmal alles. Einfach alles und auf einmal war die uns überall voraus. Und wir beschuldigten uns gegenseitig ein Verräter zu sein. Wir machten uns gegenseitig alle, auf der Straße und vor Gericht. Ich war erneut in Haft. Diesmal in Hochsicherheitstrakt. Nun die Wahrheit. Ich war nervlich schon längst an Ende. Nachts in der Zelle weinte ich. Ich weinte und schämte sich, weil ich der Welt überflüssig war und keiner mich brauchte. Doch es gab jemanden der mir Briefe schrieb. Nur eine Person gab es. Und daran habe ich mich festgehalten. Es gab einen Menschen auf der Erde der mir einfach so Briefe schreib nur um mich aufzuheitern. Nämlich Jasmin. Nach 4 Jahren bin ich raus hatte aber keine Gang mehr. Ich bin zu Jasmin nach Wiesbaden. Und dann.. War sie schwanger von mir. Und ich wollte es nicht ernst nehmen. Doch als ich dieses kleine Geschöpf sah, was mein Kind ist, hörte ich sofort auf Drogen zu nehmen.
Und da wusste ich, dass mein bisheriges Leben vorbei ist und ich nur noch dafür Sorge tragen musste, dass diese Kind lebt. Ich dachte immer es ist normal wie mein Vater war so muss das sein. Und, dass ich es nicht anders machen würde. Jetzt habe ich gemerkt ich kann das nicht. Ich kann alles aber ich kann meinem Kind nichts antun. Ich möchte, dass mein Kind etwas bekommt was ich niemals hatte, eine faire Chance. Mit Gefühlen die ich niemals kennengelernt habe. Eine Kindheit die ich so niemals hatte. Und wenn ich es spielen sehe, einfach nur spielen und lachen, weiß ich nur so will ich das haben. Und mein Kind soll machen so wie es möchte. . Und nur dafür lebe ich noch. Wenn mein Kind und meine Frau nicht wären ich könnte sofort sterben egal. Ich machte Therapie und habe eine Ausbildung angefangen. Ich bin nur noch teilerwerbsfähig, weil bei mir eine Depression diagnostiziert wurde. Doch so geht es mir gut. Und bin einer derjenigen geworden, die den Absprung geschafft haben